Phonetik - die Aussprache

Warum ist es wichtig, richtig zu betonen?

Ganz einfach: Wer falsch betont, ist schlecht zu verstehen. Es kann sehr deprimierend sein, wenn man etwas inhaltlich Richtiges sagt, von den Muttersprachlern aber nicht verstanden wird. Da hilft nur, Muttersprachlern zuzuhören und das Gehörte nachzusprechen. Hörgelegenheiten gibt es auf der Straße, im Supermarkt, auf dem Bahnhof, in Bus und Bahn, im Radio und Fernsehen und natürlich auch im Internet.

Deutsche Wörter werden so gesprochen, wie man sie schreibt oder liest. Das bedeutet: Wer weiß, wie man die Buchstaben des deutschen Alphabets ausspricht, der kann auch die Wörter genau so lesen oder sprechen. Allerdings hat die deutsche Sprache einige besondere Buchstaben: ß ("eszett" oder "scharfes Es") und die "Umlaute" zu den Buchstaben a, o und u, also "ä" (ae), "ö" (oe) und "ü" (ue). Aufpassen muss man auch beim Ypsilon ("y"), das wie "i", aber auch wie "ü" gesprochen werden kann.

Dass die deutsche Phonetik (Aussprache) in der Praxis doch nicht so einfach ist, hat verschiedene Gründe. Die größten Probleme gibt es mit den Vokalen.

1. Grund

Viele Nicht-Deutsche sprechen Sprachen, die reicher an Vokalen sind als die deutsche Sprache. Daher neigen sie dazu, in einigen deutschen Wörtern Vokale zu ergänzen, wo es gar keine Vokale gibt. Außerdem fällt es zum Beispiel Arabern schwer, o und u zu unterscheiden. Russen haben wiederum Probleme, das deutsche "e" wie "ee" zu sprechen und nicht wie "ä" oder "je".

Was vielen Ausländern - aber auch vielen Sachsen - schwer fällt, ist die Unterscheidung zwischen harten und weichen Lauten (P und B, T und D, K und G, S und Z). Hinzu kommen für einige Nicht-Deutsche Schwierigkeiten mit einfachen Konsonanten (a, o, u) und doppelten Konsonanten (ei, ie, au, ou, eu, ui, ee, äu, oa) sowie r und l.

Durch andere Sprachgewohnheiten haben Menschen aus bestimmten Ländern spezifische Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache. Zum Beispiel können Japaner „r“ und „l“ schwer unterscheiden, Russen und Franzosen kennen kein „h“ und Araber verwechseln gerne „o“ und „u“. Bei Russen kann es Schwierigkeiten bei der phonetischen Unterscheidung von „a“ und „o“ geben sowie bei kurzen und langen Vokalen geben. Hinzu kommt, dass etliche asiatische Sprachen melodischer sind als die deutsche Sprache, weswegen entsprechende Muttersprachler dazu neigen, in deutsche Wörter zusätzliche Vokale einzufügen, wo sich viele Konsonanten aneinanderreihen.

2. Grund

Fremdwörter sind in der deutschen Sprache sehr zahlreich, nicht zuletzt französische und englische Wörter. Englische Wörter und erst recht französische Wörter werden teilweise komplett anders gesprochen als geschrieben. Wer Deutsch sprechen will, muss also auch etwas Englisch und Französisch können.

Einige Beispiele zur französischen Aussprache: "ou" entspricht dem deutschen "u", "eau" spricht man wie "o", "eu" wäre in Deutsch "ö" und "u" lesen Franzosen "ü". Das "s" am Ende eines französischen Wortes mit oft gar nicht gesprochen. Ein Beispiel für den Unterschied zwischen Schreiben und Sprechen: Man schreibt Portemonnaie (französisch für „Geldbeutel“), spricht aber Portmonee. Seit der Reform der Deutschen Rechtschreibung von 1996 sind beide Schreibweisen erlaubt.

Zum Glück ist es nicht bei allen Fremdwörtern so schwer, sie richtig zu sprechen. Das gilt für fast alle lateinischen und griechischen Wörter.

3. Grund

Verschiedene Buchstaben können sich zu neuen Buchstaben verbinden und dadurch ihre Aussprache ändern. Mitunter können diese Buchstabenpaare oder -trillinge auch ganz unterschiedlich ausgesprochen werden.

o - oi (Konvoi, gesprochen "Kon-weu")
o - ao (Chaos = Ka-os")
i – ie (Mali)
ch – ig (König)
ch – sch (Chef)
chs - x (Fuchs)
u – uh (Kuh)
e – ä (Säge)
f – v (Vogel)
s – ss (nass)
t – tt (Spott)
t – dt (Stadt)
f – ff (Puff)
d – t
t – tz
v – w
k – ck
l – hl
s – z (Geburtstag)

4. Grund

Deutschland beziehungsweise der zusammenhängende deutsche Sprachraum Deutschland-Österreich-Schweiz ist reich an Dialekten (Mundarten). Diese Dialekte unterscheiden sich insbesondere in der Lexik und teilweise auch in der Grammatik. Doch auch die Aussprache unterscheidet sich. Auffällig dabei ist, dass Dialekte oft sprachliche Eigenheiten aus der jeweiligen Nachbarschaft (Dänen, Polen, Tschechen, Franzosen) abbilden. Weitere Informationen zu den Dialekten sind beim Radiosender "Deutsche Welle" zu finden.

Phonetik selbstständig üben

Einige namhafte Deutsche wie Helmut Schmidt oder Wolfgang Leonhardt und natürlich sprachlich gebildete Schauspieler wie Gunter Schoß, Harald Schmidt oder Manfred Krug haben viel Tonmaterial hinterlassen, dass sich Ausländer, die ordentlich Deutsch sprechen wollen, unbedingt anhören sollten. Hören Sie aufmerksam zu, konzentrieren Sie sich auf die Aussprache und sprechen Sie markante Wörter nach, die sie trainieren wollen. Es folgend hier einige Links zu ausdrücklich empfohlem Tonmaterial. Bei den verlinkten Personen laut es sich freilich auch, ihnen inhaltlich zuzuhören. Liebe Lernende: Bitte trennen Sie Ihre Übungen! Konzentrieren Sie sich entweder auf den Inhalt oder auf die Aussprache. Wenn die Sprecher zu schnell sind, dann können Sie die Sprechgeschwindigkeit auf Youtube entsprechend regulieren.

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Wolfgang Leonhard 1994

 

letzte Aktualisierung: 06.03.2022